Texte nach Hanau
„Texte nach Hanau“ bildet die Stimmen von 50 Menschen ab, die ihre Gefühle und Gedanken, Enttäuschungen und Erwartungen nach dem Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020 zum Ausdruck bringen.
Die 63 Texte sind ehrlich, schonungslos, zutiefst berührend. Wer sich darauf einlässt, wird der eigenen Trauer begegnen.
Die Herausgeberinnen hatten über Instagram um Texte gebeten, die auf das Attentat am 19. Februar 2020 reagieren. Alle Texte wurden von BiPoC, von Menschen die durch Rassismus diskriminiert werden, verfasst. Sie sind ein einzigartiges Zeitzeugnis.
Sammelband
Mit einem Vorwort von Serpil Temiz-Unvar.
2021
Köln: stolze augen
Bernsteinsommer
Nach ihrer Ausbildung zur Konditorin hat Christina ihr eigenes Café eröffnet. Wunderschöne Aquarelle schmücken dort die Wände. Ihr Vater hat sie ihr geschenkt, doch seit er die Diagnose Alzheimer erhalten hat, malt er nicht mehr. Eines Tages findet Christina im Arbeitszimmer ihres Vaters ein Ölgemälde, das nicht von ihm stammen kann.
Trotzdem fühlt sie sich wie magisch angezogen von der lichtdurchfluteten Meerlandschaft und begibt sich bei der Suche nach dem Künstler auf eine Reise, die sie von Hanau nach Rügen und in die Vergangenheit ihrer Familie führt.
Anne Barns ist ein Pseudonym der Autorin Andrea Russo. Sie wurde 1968 in Hanau geboren, besuchte die Karl-Rehbein-Schule und wechselte nach der 10. Klasse zum Abitur ins benachbarte Bruchköbel.
Vor einigen Jahren hat sie ihren Beruf als Lehrerin aufgegeben um sich ganz auf ihre Bücher für Erwachsene und Kinder konzentrieren zu können. Sie lebt im Ruhrgebiet. „Bernsteinsommer“ spielt in großen Teilen im heutigen Hanau und das Café Schien kommt auch darin vor.
Hanauer Juwelen
Sibylle Lewitscharoff
Hörspiel. Die Live-Uraufführung des Hörspiels fand während der öffentlichen Veranstaltung „Autoren im Transit“ im Deutschen Goldschmiedehaus in Hanau am 30.3.2017 statt. Regie: Marlene Breuer
Es ist die Nacht vor Heiligabend 1614. Die Stadt ist unter einer dicken Schneedecke begraben, alles schläft. Doch ein Mann findet keinen Frieden: Umgeben von Diamanten und Rubinen, von Perlen, Smaragden und Saphiren haucht der Juwelier und Ratsherr Daniel de Hase langsam sein Leben aus. Bevor er ins Jenseits gelangen kann, muss er sich von seinen irdischen Besitztümern trennen.
In ihrem Hörspiel fängt Sibylle Lewitscharoff den Zauber einer Nacht ein und geht zugleich der Geschichte der ersten Hanauer Goldschmiede nach. 1597 siedelten sich calvinistisch reformierte Glaubensflüchtlinge aus Frankreich und den spanisch besetzten Niederlanden vor den Toren der Stadt an.
Gegen die Zusicherung der freien Religionsausübung verpflichteten sich die Migranten, in Hanau tätig zu werden. Mit der Gründung der Neustadt begann der wirtschaftliche Aufschwung Hanaus: Tuchmacher, Weber und Seidenweber sowie Hutmacher, vor allem aber Gold- und Silberschmiede eröffneten Werkstätten und Manufakturen, die Luxusgüter an die europäischen Adelshöfe lieferten.
„Hanauer Juwelen“ entstand als Auftragsarbeit für das Projekt „Autoren im Transit“ von hr2-kultur und dem Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main. „Autoren im Transit“ lädt Autoren ein, sich künstlerisch mit Orten der Region auseinanderzusetzen, die für Migration und Kulturtransfer stehen und ist damit Teil des vom Kulturfonds initiierten Themenschwerpunkts „Transit“.
Hörspiel „Hanauer Juwelen“
(ARD Audiothek | 2020 | 42 Min.)
Kirio
Wer ist Kirio? Ein seltsamer Vogel, ein Verrückter, ein Heiliger? Seine Spur findet sich zuerst in Südfrankreich und verliert sich im Hanau der Brüder Grimm. Kirio läuft gerne auf den Händen und stellt auch sonst alles auf den Kopf. Er spielt Flöte und redet mit Steinen und Fledermäusen ebenso selbstverständlich wie mit Menschen. Er nimmt alles für bare Münze, bis auf die bare Münze selbst. Er vollbringt Wunder über Wunder und merkt es nicht.
Wer also ist dieser Kirio? Und wem gehört die Stimme, die von ihm erzählt? Sie weiß es selber nicht! Und so ist das Rätsel auch dem Leser aufgegeben. Ist es die des Autors? Die des Schöpfers? Eines Engels? Der Phantasie? Anne Webers neuer Roman liest sich wie eine moderne Heiligenlegende und zugleich als poetischer Grenzgang zwischen Himmel und Erde.
Anne Weber, geboren 1964 in Offenbach und in Büdingen zur Schule gegangen, lebt als Autorin und Übersetzerin in Paris. Ihr Werk wurde unter anderem mit dem Heimito-von-Doderer-Preis, dem 3sat-Preis, dem Kranichsteiner Literaturpreis und dem Johann-Heinrich-Voß-Preis ausgezeichnet.
2020 wurde sie zur Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim ernannt und erhielt den Deutschen Buchpreis für „Annette, ein Heldinnenepos“. Ihre Bücher schreibt Anne Weber auf Deutsch und Französisch.
Morgen mehr
Anfang 1972: Das ganze Leben liegt noch vor dem Erzähler. Er sieht es alles schon vor sich, er freut sich darauf. Das Problem ist nur: Er ist noch nicht geboren. Um genau zu sein, ist er nicht einmal gezeugt worden, seine zukünftigen Eltern wissen noch nichts voneinander und beide haben im Moment ganz andere Sorgen: Seine Mutter ist im Begriff, einem schwermütigen Südfranzosen zu verfallen, während sein Vater gerade mit einbetonierten Füßen in den Main geworfen wird.
Wie es dem Erzähler gelingt, die beiden in herzzerreißend komischen, atemlos traurigen Abenteuern zueinander zu führen, ist größtes Fabulierfeuerwerk. Und die Hochzeitsreise geht nach Hanau – oder?
Tilman Rammstedt wurde 1975 in Bielefeld geboren, er lebt in Berlin. 2003 erschien sein Debüt Erledigungen vor der Feier, es folgten die Romane Wir bleiben in der Nähe (2005), Der Kaiser von China (2008), Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters (2012) und Morgen mehr (2016). Er wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, u. a. mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis.
Die Chronik des verpassten Glücks
Wie gut kennen wir die, die wir am meisten lieben? Vom ersten Moment an hatte Richard Warlo seinen Ziehvater Pawel Król geliebt, diesen wie durch eine versteckte Seitentür in sein Leben eingetretenen Beschützer. Fasziniert von dessen Stärke und Verwegenheit genoss er es, wenn in der Hanauer Ankergasse die Polen zu Besuch kamen und geredet, gesungen und getrunken wurde.
25 Jahre nach Pawels Tod stößt Richard auf alte Fotos, die Pawel als jungen Mann in SS-Uniform zeigen. Sein polnischer Ziehvater ein Nazi? Wer war der Mann, der ihn wie einen Sohn erzog, mit ihm auf der Suche nach seltenen Schmetterlingen durch ganz Europa reiste und ihn die Poesie des Wagnisses lehrte?
Peter Henning, geboren 1959 in Hanau, arbeitet seit über 20 Jahren als Journalist für verschiedene deutsche und Schweizer Zeitungen, Magazine und Rundfunkanstalten. Er hat mehrere Romane und Erzählungen publiziert, zuletzt „Mein Schmetterlingsjahr“ (Theiss in Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2018). Ein Jahr lang fuhr er kreuz und quer durch Europa, eine Reise in die faszinierende, verborgene Welt der Schmetterlinge.
Das Buch ist eine Liebeserklärung an die flüchtigen Wesen, die zum Schönsten und Geheimnisvollsten zählen, was die Natur zu bieten hat. Henning beobachtet, sammelt und züchtet Schmetterlinge seit mehr als 50 Jahren. Er lebt als freier Schriftsteller in Köln.